Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ist ein strukturiertes, qualitatives Verfahren zur Auswertung textbasierter Daten. Der Auswertungsprozess ist, ganz im Sinne von Inhaltsanalysen, geprägt von einem regelgeleiteten, festen Vorgehen. Verschiedene Unterformen der Inhaltsanalyse ermöglichen zudem eine vielseitige Auswertung des Datenmaterials, je nach Erkenntnisinteresse können dadurch verschiedene Arten von Forschungsfragen beantwortet werden.
Durchführungsprinzipien
Im Zentrum des Auswertungsprozesses steht das systematische Erschließen von Textmaterial. Dabei liegt der Schwerpunkt der Erschließung in einer qualitativen Interpretation der Daten, auch wenn quantifizierende Auswertungsverfahren unterstützend angewandt werden können.
Mayring nennt dazu drei zentrale Grundformen der Inhaltsanalyse, um das Textmaterial zu analysieren:
Auswertungsablauf
Der Ablauf einer Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ist strukturiert und besteht aus 10 Schritten:
Grundbegriffe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring
Es gibt zentrale Grundbegriffe, auf die man bei der Durchführung der Auswertung stößt:
Der Analyseprozess folgt einem vorher festgelegten Auswertungsablauf, bei dem jeder Schritt transparent beschrieben wird. Dies verstärkt die intersubjekte Nachvollziehbarkeit.
Die Qualitative Inhaltsanalyse ist ein kodierendes Auswertungsverfahren, mit dem Ziel, dem Datenmaterial Kategorien zuzuordnen und so die Forschungsfrage aufzuschlüsseln. Gearbeitet wird einerseits deduktiv mit einem (theoretisch fundierten) Kategoriensystem, andererseits können die Kategorien auch aus dem Datenmaterial entstehen (induktiv).
Es gibt drei zentrale inhaltsanalytische Analyseeinheiten:
- Die Auswertungseinheit legt fest, welche Texte nacheinander kodiert werden
- Die Kodiereinheit legt fest was der kleinste zu kodierende Textbestandteil sein darf.
- Die Kontexteinheit legt den größten zu kodierenden Textbestandteil fest.
Gütekriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring
Mayring hat aus den klassischen Gütekriterien der Validität (Misst die Methode das, was sie messen soll?) und Reliabilität (Ist die Methode bei wiederholter Anwendung zuverlässig?) acht spezifische Gütekriterien für die Qualitative Inhaltsanalyse abgeleitet.
Neben diesen acht Kriterien sollten auch noch weitere Ansätze berücksichtigt werden:
Die intersubjektive Nachvollziehbarkeit stellt sicher, dass der Forschungsprozess, die Herleitung und die Interpretation transparent beschrieben und am Material belegt werden.
Die kommunikative oder kollegiale Validierung sieht vor, dass Ergebnisse mit anderen Forschenden (z. B. in Interpretationsgruppen oder Kolloquien) und/oder mit den Beforschten selbst reflektiert werden und dass eine diskursive Einigung hergestellt wird.
Bei der Triangulation werden verschiedene Datentypen, Auswertungs- und/oder Erhebungsmethoden kombiniert, um verschiedene Lösungswege in die Beantwortung der Forschungsfrage mit einzubeziehen. So können Forschende den Stärken und Schwächen der Verfahren gerecht werden.
Wann ist die Auswertung mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring die richtige Wahl?
Die Qualitative Inhaltsanalyse ist die richtige Wahl, wenn man kommunikative Inhalte oder Dokumente regelgeleitet analysieren möchte. Passende Forschungsfragen sind am Inhalt des Materials orientiert, je nach Auswertungsfokus können aber auch evaluative oder typenbildene Fragestellungen beantwortet werden. Zudem besteht durch ein induktives Vorgehen die Möglichkeit, explorative, theoriegenerierende Fragestellungen zu beantworten. Ein deduktives Vorgehen ermöglicht hingegen Fragestellungen, die konkreter gefasst sind und auf einer engen Theoriebasis aufbauen.
Daraus wird bereits erkenntlich, dass diese Auswertungsmethode relativ flexibel angwandt werden kann. An die Grenzen der Beantwortbarkeit gerät die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring jedoch, wenn die Fragestellungen einen rein quantitativen Fokus haben, aber auch wenn sprachliche oder hermeneutische Besonderheiten herausgearbeitet werden sollen oder eine Fallstruktur in der Tiefe herausgearbeitet werden soll. Für methodenintegrative Ansätze, die qualitative und quantitative Elemente verknüpfen, ist sie jedoch gut geeignet, da sie dazu geeignet ist, große Materialmengen auszuwerten und einzelne Analyseschritte auch quantifizierend durchzuführen.
Literaturhinweise
Mayring, P. (2019): Qualitative Inhaltsanalyse. Abgrenzungen, Spielarten, Weiterentwicklungen [30 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 20(3), Art. 16, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-20.3.3343.
Mayring P./ Fenzl T. (2014): Qualitative Inhaltsanalyse. In: Baur N., Blasius J. (eds) Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden
Mayring, P. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.