Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz

Die Qualitative Inhaltsanalyse nach Udo Kuckartz ist ein Auswertungsverfahren, was Textmaterial systematisch und regelgeleitet analysiert.

Es unterscheidet drei Basisformen: inhaltlich-strukturierend, evaluativ und typenbildend.

Dadurch werden gleichzeitig drei verschiedene Auswertungsmöglichkeiten angeboten und man erhält die Möglichkeit sich, je nach Erkenntnisinteresse, auf eine Form festzulegen oder die Formen zu kombinieren.

Inhaltliche und themenorientierte Auswertung, sowie die Herausbildung von Ober- und Unterthemen.

Der zu analysierende Inhalt wird bewertet, klassifiziert und eingeschätzt.

Das Material wird kontrastiert und dient dazu Typen und Typologien aus dem Material herauszubilden.

Durchführungsprinzipien

Das Samplingverfahren zur Generierung von Untersuchungsdaten ist bei allen drei Verfahren flexibel, so kann man mit kriterienbasierten Samplings arbeiten, aber auch mit theoretischen Samplings, bei denen die Fallauswahl das Feld nach und nach verdichten soll.

Alle drei Formen setzen den Fokus auf eine kategorienbasierte Auswertung, d.h. das Material wird codiert. Der Codierprozess ist sowohl deduktiv, anhand von Vorannahmen und Theorien, möglich. Aber auch ein induktiver Codierprozess ist möglich, bei dem neue Erkenntnisse und Theorien direkt aus dem Material heraus generiert werden und somit ein Schritt in Richtung explorativer Auswertung möglich ist . Darüber hinaus sind auch Mischformen deduktiv-induktiv möglich. Siehe dazu das allgemeine Kapitel zu den "Kennzeichen qualitativer Inhaltsanalyse".

Die anschließende Analyse, samt der Verbindung von Theorie und Empirie, kann als Fallstudie betrachtet werden oder themenzentriert und fallübergreifend geschehen. Siehe dazu Fall- und themenorientierte Auswertung.

Für welche Forschungsfragen ist die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz geeignet?

Diese Variante der Qualitativen Inhaltsanalyse kann je nach Basisform, thematisch orientierte Fragestellungen beantworten, aber auch Fragestellungen mit einem bewertenden, klassifizierenden oder einschätzenden Fokus, zudem können auch kontrastierende und typisierende Fragestellungen passend sein.

Dadurch ergibt sich eine Spannbreite an diversen Bereichen von Erkenntnisinteressen, die durch diese Methode abgedeckt werden können:

Grundbegriffe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz

Im Laufe des Analyseprozesses trifft man beim Verfahren nach Kuckartz auf zentrale Begrifflichkeiten, die bei der Auswertung wichtig werden:

Kategorie

Einheit

Es wird zwischen unterschiedlichen Einheiten unterschieden. Die jeweiligen Einheiten legen fest, welches Material Teil der Inhaltsanalyse wird oder wie lange die jeweiligen Textabschnitte sind, welche kodiert werden. Die Unterscheidung der unterschiedlichen Einheiten dient dazu, sich deutlich zu machen, welche Entscheidungen im Forschungsprozess getroffen werden müssen.

Ablauf der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse

Der Ablauf der inhaltlich strukturierenden, qualitativen Inhaltsanalyse besteht aus sieben Schritten:

Evaluative und typisierende qualitativen Inhaltsanalyse

Die weiteren Basisformen sind in dem Werk "Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung" von Udo Kuckartz nachzulesen. Welche Form, sich wann eignet hängt wie bereits beschreiben stark vom Erkenntnisinteresse bzw. von der forschungsleitenden Fragestellung ab. Insgesamt ist jedoch zu erwähnen, dass einer evaluativen oder typenbildenden Inhaltsanalyse meist die inhaltlich-strukturierende Variante vorausgeht. Ein Grund, weshalb sie letztere hier intensiver besprochen wird.

Wann ist die Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz die richtige Wahl?

Die Qualitative Inhaltsanalyse ist die richtige Wahl, wenn man kommunikative Inhalte oder Dokumente regelgeleitet analysieren möchte. Dabei ist es möglich explorativ ein unbekanntes Forschungsfeld zu ergründen, anhand der möglichen induktiven Herangehensweise. Aber die Methode ist auch in der Lage bereits bestehende Vorannahmen oder theoretische Konstrukte fallbezogen zu überprüfen, sofern man die deduktive Variante wählt. Je nach Basisform kann man bestimmte Analyseschwerpunkte setzen, dabei ist es immer möglich bestimmte Themen, Inhalte oder Aspekte aus den Daten zu extrahieren. Wählt man die evaluative Basisform, kann man bewertende oder einschätzende Fragestellungen bearbeiten. Wählt man den typenbildenden Ansatz, ist es möglich die Fälle nach Muster und Cluster zu strukturieren und zu kontrastieren. So ist die Methode sowohl anwendbar, wenn man fallübergreifende, themenzentrierte Inhaltsanalysen durchführen möchte, als auch bei fallspezifischen und/oder typisierenden Analysen.

Zusammenfassung

Quiz: Unterschiedliche Arten von Kategorien

Literaturhinweise

Kuckartz, Udo (2018): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung, 4. Auflage, Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

Creative Commons Lizenzvertrag

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Autor*innen dieses Artikels

Yvonne Kohlbrunn (Methodenzentrum), Carla Scheytt (Methodenzentrum)

Diese Seite wurde zuletzt am 21.03.2021 aktualisiert.