Qualitative Forschungsdesigns

Einleitung: Qualitative Forschung

Qualitative Forschung setzt sich insbesondere mit den Zielen der Exploration, des Beschreibens und des Verstehens auseinander.
Oft wird ein qualitativer Forschungsansatz gewählt, wenn ein Phänomen noch weitesgehend unerforscht ist oder über welches wenig bis nichts bekannt ist. Hier kann die qualitative Forschung ansetzen, um erste Erkenntnisse über das Phänomen sichtbar zu machen, erste Konzepte zu bilden und erste Theorien aufzustellen. Dadurch ergibt sich die induktive, empirieleitete Theoriebildung als zentralen Aspekt in der Zielsetzung qualitativer Forschung. Wenngleich wir auch hier an die Spannbreite unseres Kontinuums denken können. Es hängt natürlich stark mit dem zu erforschenden Feld selber zusammen, aber auch mit dem Erkenntnisinteresse und der konkreten Forschungsfrage. Natürlich ist es auch hier möglich sich auf vorhandene Konzepte zu stützen oder diese durch neue Erkenntnisse aus der Forschung zu erweitern. Auch gibt es Ansätze, die eher deduktiv angelegt sind, zu nennen sind hier beispielsweise sehr konkrete inhaltsanalytische Verfahren, die bereits mit einem vorab generierten Kategoriensystem auf erhobene Daten blicken. Im Querschnitt liegen qualitative Forschungen jedoch eher im Bereich der Entdeckung neuer Phänomene, der dichten Beschreibung von Spezifika der Phänomene und des tiefen Verstehens der Phänomene. Gegenstand ist hier die komplexe und individuelle Soziale Wirklichkeit mit all ihren Facetten. Der Forschungsprozess in der Qualitativen Sozialforschung ist zirkulär, somit oft auch als iterative Forschung bezeichnet. Es gibt Dynamiken und Möglichkeiten zum Überdenken in jedem Einzelprozess. Dadurch gibt es ein hohes Maß an Flexibilität zwischen den verschiedenen Stufen von der Forschungsfrage, über das Sampling, bis hin zur Datenerhebung und -auswertung.

Das Erkenntnisinteresse prägt sowohl die Auswahl der Erhebungsmethode/n, das Sampling, als auch die Wahl der Auswertungsmethode/n. Auch sind die diversen Erhebungs- und Auswertungsmethoden sehr flexibel kombinierbar, so gibt es nicht die EINE Variante eines qualitativen Forschungsdesign, sondern viele verschiedene Möglichkeiten, die jedoch alle begründet werden sollten. Jedes einzelne Erhebungs- und Auswertungsverfahren besitzt Spezifika, die zum Erkenntnisinteresse passen sollten. Für weitere Informationen dazu gerne hier einlesen Qualitative Erhebungsmethoden [455] und Qualitative Auswertungsmethoden [456].

Das Überdenken des Analysefokus des jeweiligen Erkenntnisinteresses kann darüber hinaus durchaus hilfreich sein, sich für die passenden Erhebungs- und Auswertungsmethoden zu entscheiden.

Einerseits gibt es eher inhaltlich geprägte, themenorientierte Fragestellungen, die das Phänomen in erster Linie beschreiben und explorieren möchten. Hier sind inhaltsanalytische und/oder explorative, aber deskriptive Auswertungsverfahren passend, wie z.B induktive und deduktive Inhaltsanalysen, oder das Extrahieren von Expert*innenwissen. Andererseits gibt es Fragestellungen, die das Phänomen tiefer verstehen und dicht beschreiben möchten, zu nennen sind z.B. Rekonstruktion von (kollektiven) Orientierungen, das Herausfinden von implizitem Wissen, das Entdecken von latenten Sinnstrukturen oder die Exploration von Kommunikationskulturen, uvm. Hier sind rekonstruktive und sequenzanalytische Verfahren, wie z.B. dokumentarische Methode, objektive Hermeneutik oder Diskursanalysen, die richtige Wahl, um die komplexen Ebenen aufschlüsseln zu können. Natürlich kann das Erkenntnisinteresse und die Fragestellung beide Foki abdecken, je nach Komplexität.

Auch die Ergebnisse werden durch das Erkenntnisinteresse geprägt. Es gibt ein umfangreiches Spektrum an qualitativen Ergebnisformen, hier ein Auszug:

Literaturhinweise

BERGER P. / Luckmann, T. (1980): Die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt am Main: Fischer Verlag.

FLICK, U. (2007): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Verlag

KUCKARTZ, U. (2014): Mixed Methods. Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer VS.

LAMNEK, S. / Krell, C. (2016): Qualitative Sozialforschung. Weinheim und Basel: Beltz

PRZYORSKY, A. / Wohlrab-Sahr, M. (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. Oldenbourg: De Gruyter

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Autor*innen dieses Artikels

Yvonne Kohlbrunn (Methodenzentrum)

Diese Seite wurde zuletzt am 21.10.2022 aktualisiert.