Mixed Methods

Einleitung: Mixed Methods

Die Definitionen zu Mixed Methods sind nicht einheitlich, es gibt verschiedene Prägungen und Ausdifferenzierungen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen, so gibt es Definitionen, die eine Validierung durch den Methodenmix stark machen, aber auch Definitionen, die vor allem die verschiedenen Perspektiven und das dadurch bessere Verständnis fokussieren.

Im Allgemeinen wird jedoch unter Mixed Methods, die Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden innerhalb eines Forschungsprojektes verstanden. Dabei kann der Mix sowohl in der Datenerhebung, als auch in der Datenauswertung geschehen. Aber auch hier hängt die Wahl des Designs mit dem Erkenntnisinteresse und der Forschungsfrage zusammen, denn zunehmend komplexe Fragestellungen, können durchaus von einer Mixed Methods Analyse profitieren, um das zu untersuchende Phänomen besser zu verstehen.

Um zu erfahren, ob ein Mixed Methods Design die richtige Wahl ist, schlägt Kuckartz sich folgende Fragen zur Forschungsidee zu stellen:

  • Welche Aspekte würden fehlen, wenn sie nur quantitative oder nur qualitative daten erheben würden?
  • Welche zusätzlichen Aspekte versprechen Sie sich durch die Integration beider Methodenstränge?
  • Welche Forschungsfragen, bzw. Aspekte ihrer Forschungsfrage, sind es genau, die Sie mit einer monomethodischen Studie nicht beantworten können?

Methodische Diskurse lösen jedoch neben der konkreten Definition auch die methodologischen Grundlagen aus. Das Bestreben um methodenintegrative oder Mixed-Methods-Forschung lässt sich auf die Entschärfung des methodologischen Konfliktes zwischen Vertreter*innen qualitativer und quantitativer Forschung zurückführen. Während in den späten 1970ern noch von den "beiden Paradigmen sozialwissenschaftlicher Methoden" die Rede war, befassen sich Forscher*innen heute mit der Kombination beider Methodenstränge, um der Komplexität heutiger Forschungsfragen gerecht zu werden. Einige Forscher*innen gehen sogar so weit, von einem "dritten Paradigma zu sprechen: So wie sich quantitative Verfahren methodologisch auf den Kritischen Rationalismus und qualitative Verfahren z. B. auf den Symbolischen Interaktionismus stützen, stützen sie das "Mixed-Methods-Paradigma" auf den von Charles Peirce begründeten amerikanischen Pragmatismus. Allerdings wird diese Betrachtung der Mixed-Methods-Forschung als drittes Paradigma nicht von allen geteilt. Häufig wird gerade aus einer impliziten Nähe zum Pragmatismus heraus Fragen der konkreten Forschungsfrage der Vorrang gegenüber methodologischen Erwägungen eingeräumt.

Die Verwendung eines Mixed Methods Design sollte die Forschungsarbeit auf sinnvoller Art und Weise unterstützen, dabei ist zu überlegen Wie und an welcher Stelle diese Integration der Methodenmixe stattfindet. Dies hängt natürlich abermals von der jeweiligen Forschungsfrage ab. So kann eine Mixed-Methods-Studie folgenden Interessen nachkommen:

  • Triangulation: Es wird im Sinne der Validierung geprüft, ob die Ergebnisse der Teilstudien übereinstimmen.
  • Komplementarität: Ergebnisse sollen weiter elaboriert und illustriert werden, um das Verständnis der Ergebnisse zu verbessern.
  • Entwicklung: Die Ergebnisse der einen Teilstudie werden genutzt, um die Methodik der anderen Teilstudie zu entwickeln oder zu verbessern.
  • Initiation: Es sollen Widersprüche in den Ergebnissen identifiziert werden und die Ergebnisse sollen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.
  • Expansion: Die inhaltliche Breite und Reichweite der Studie soll durch den Einsatz verschiedener Methoden ausgedehnt werden.

Es wurden bereits verschiedene Systematisierungen von Mixed-Methods-Design erstellt, die als Entscheidungshilfe dienen sollen. Im Folgenden sollen insbesondere häufig verwendete Designs nach Creswell (2003), aber auch nach Tashakkori und Teddlie (2003) sowie auch einige Kriterien, die bei der Entscheidung helfen können, präsentiert werden. Dabei wird grundsätzlich zwischen parallelen Designs, bei welchen die Teilstudien parallel zueinander durchgeführt werden, sequenziellen Designs, bei denen die Teilstudien aufeinander aufbauen, Transferdesigns, bei denen ein Datentyp in einen anderen transferiert wird sowie komplexeren Designformen unterschieden.

Die Datenanalyse in einer Mixed-Methods-Studie findet innerhalb der Teilstudien ebenso statt, wie es die jeweils verwendeten Methoden auch in einer rein qualitativen oder quantitativen Studie nahelegen würden. Dabei wird allerdings der Schritt des Mixings ergänzt.

Mixed Methods und das Verhältnis zur Triangulation

Häufig werden Mixed-Methods-Ansätze in einem Atemzug mit Verfahren der Triangulation genannt. Diese sind allerdings keineswegs dasselbe, es gibt lediglich einige Überschneidungen zwischen den beiden Ansätzen. So handelt es sich bei der Triangulation nach Denzin (JAHR) um eine reine Validierungsstrategie, wobei verschiedene Perspektiven auf einen Forschungsgegenstand geworfen werden, um abschließend zu prüfen, ob die Resultate deckungsgleich sind, einander zumindest ergänzen oder sich gar widersprechen.

Gemeinsamkeiten zwischen der Triangulation und Mixed Methods finden wir jedoch in dem Grundgedanken, dass das zu untersuchende Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden soll, um die Komplexität des Phänomens umfassender analysieren zu können. Dadurch sind beide Ergebnisformen als multiperspektivisch zu bezeichnen. Zu erwähnen ist zudem, dass ein Triangulationsansatz sehr gut mit Mixed methods kombiniert werden kann.

Eine Triangulation kann auf diversen Ebenen stattfinden:

  • Datentriangulation (Eine Forschungsfrage wird zu verschiedenen Zeiten und/oder Orten an verschiedenen Populationen erforscht, wobei die Methoden die gleichen bleiben.)
  • Beobachter-/Forschertriangulation (Eine Forschungsfrage wird von unterschiedlichen Forscher*innen analysiert.)
  • Theorietriangulation (Um zu verhindern, dass Forschende sich auf bestimmte theoretische Vorannahmen beschränken und um eine integrative Theorie zu bilden, wird eine Forschungsfrage aus der Perspektive verschiedener theoretischer Positionen heraus betrachtet.)
  • Methodentriangulation (Eine Forschungsfrage wird mit unterschiedlichen (qualitativen und/oder quantitativen) Methoden untersucht.)

Werden Triangulationsansätze gemeinsam mit Mixed-Methods-Ansätzen behandelt, ist davon auszugehen, dass die (am häufigsten praktizierte) Methodentriangulation gemeint ist. Während die beiden Ansätze ihre forschungspraktische Ausrichtung gemein haben, gibt es allerdings auch Unterschiede. Zum einen liegt der Fokus der Triangulation auf der Validierung, während dies bei Mixed-Methods-Ansätzen der Fall sein kann, aber nicht muss. Diese können ebenfalls die Generalisierung oder Vertiefung von Ergebnissen eines Methodenstrangs durch den anderen zum Ziel haben und greifen dabei auf teils recht komplexe Forschungsdesigns zurück. Auf der anderen Seite setzt Mixed-Methods-Forschung die Integration qualitativer und quantitativer Methoden voraus, während die Triangulation sich auch innerhalb eines der beiden Stränge bewegen kann. Außerdem weisen Kritiker*innen von Triangulationsverfahren darauf hin, dass die Methodentriangulation implizit annehme, dass verschiedene Methoden für eine Forschungsfrage die gleiche Erklärkraft besäßen. Eine weitere wichtige Unterscheidung zu Mixed Methods ist, dass die Triangulation nicht als als eigenes Forschungsparadigma diskutiert wird, so kann man es als paradigmenunabhängig bezeichnen.

Literaturhinweise

KUCKARTZ, U. (2014): Mixed Methods. Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: Springer VS.

Creative Commons Lizenzvertrag

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Autor*innen dieses Artikels

Yvonne Kohlbrunn (Methodenzentrum), Julius Kötter (Methodenzentrum)

Diese Seite wurde zuletzt am 21.10.2022 aktualisiert.