Veranstaltungsdetails
Kodieren und Sequenzanalyse mit der Grounded Theory
Die Grounded Theory Methodologie ist ein zentraler Ansatz der qualitativen Forschung, an dessen Überlegungen alle später entstandene qualitative Verfahren anschließen. Forschende, die sich diesem Ansatz verpflichtet fühlen, möchten nicht bestehende Theorien überprüfen, sondern aus empirischen Daten heraus neue Theorien entwickeln: sogenannte ‚Theorien mittlerer Reichweite‘, die empirisch fundierte Aussagen über bestimmte Ausschnitte sozialer Wirklichkeit erlauben.
Forschungspraktisch bestehen zentrale Arbeitsschritte der Grounded Theory aus verschiedenen Kodierformen, mit denen ganz unterschiedliches Datenmaterial analysiert werden kann. Beim Kodieren untersuchen Forschende so z. B. ihre Interviewtranskripte Schritt für Schritt und versehen Abschnitte, Passagen oder einzelne Wörter mit Schlagworten („Codes“), um u. a. Muster, Themen und Zusammenhänge sichtbar zu machen. In der Grounded Theory wird dies als Aufbrechen und Neuzusammensetzen der Daten gesprochen. Dabei wird in der Regel über die Daten hinweg kodiert, anders als in anderen Verfahren lösen sich Forschende also von einzelnen Fällen (z. B. verschiedenen Interviews).
Für manche Fragestellungen könnte es allerdings gewinnbringend sein, die kodierende Perspektive mit einer sequenzanalytischen Perspektive zu verbinden oder auch die Analyse länger innerhalb einzelner Fälle zu verankern. Zum Beispiel könnten sich Forschende dafür interessieren, wie ein Narrativ in einer Interviewsequenz von der interviewten Person aufgebaut oder bearbeitet wird oder wie sich in einer beobachteten Alltagssituation eine Interaktion in den Handlungen zweier Personen wechselseitig vollzieht. Dafür müssen Forschende ein Datum chronologisch durchgehen. Die Grounded Theory Methodologie formuliert dafür Anschlussmöglichkeiten, so dass hier auch verschiedene Verfahren kombiniert werden können.
Im Workshop werden wir uns genau mit diesen Möglichkeiten, ihren Potenzialen und Perspektiven auseinandersetzen. Worum geht es also im Workshop?
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Knappe Einführung in die Grounded Theory Methodologie und ihre Kodierschritte
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Praktische Übungen zum Kodieren
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Diskussion über Potenziale und Grenzen des Verfahrens
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Einführung in Anschlussmöglichkeiten sequenzanalytischer und auch fallorientierter Perspektiven
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Erprobung & Diskussion
Der Workshop richtet sich an fortgeschrittene Studierende und Promovierende. Erste Kenntnisse über die Grounded Theory sind sinnvoll (ansonsten wenden Sie sich gern im Vorfeld an die Workshopleitung). Wir diskutieren und erproben im Workshop sinnvolle Kombinationen kodierender und sequenzanalytischer Perspektive!
Leitung
Dr. Catharina Keßler
Termine
Freitag, 16.01.2026 10:00 bis 14:00 Uhr
Anmeldung
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